Im Rahmen des Jahresprogramms zum „1100-Jahre-Jubiläum“ von Schnaitsee hatte der Heimatverein Schnaitsee e.V. zu einem Vortrag über die „Schnaitseer Chronik“ von Johann Baptist Veichtmayr eingeladen. Überraschenderweise nahm eine große Zahl von Interessierten daran teil, sodass der Saal der Schnaitseer Wirths weitgehend gefüllt war.
Heimatvereins-Schriftführer Richard Hellmeier stellte dabei nicht nur die Chronik Veichtmayr vor, sondern auch das vom Heimatverein neu veröffentlichte Druckwerk der „Schnaitseer Chronik“ in lesbarer Form. Der ursprüngliche Autor, Johann Baptist Veichtmayr erstellte handschriftlich eine Chronik der damaligen Großpfarrei Schnaitsee.
Veichtmayr wurde geboren am 18. Februar 1786 in Sicking bei St. Leonhard. Seine Priesterweihe erfolgte in Freising am 24. September 1809. Erste Seelsorgestellen waren als Kooperator in Engelsberg und als Kooperator in Schnaitsee ab 8. Oktober 1821. Am 13. März 1826 erfolgte die Berufung als Domvikar in München. Er war dort als Domarchivar tätig. Die Übergabe der fertigen Chronik erfolgte am 21. Juni 1861 an die Pfarrei Schnaitsee. Bereits aber am 26. Dezember 1861 starb er und wurde begraben in Schnaitsee. Veichtmayr betitelte sein Werk mit „Chronologische Notizen zu einer Monografie der Pfarrei Schnaitsee“. Darin zeichnet er beginnend mit dem Jahr 16. v. Chr. bis 1861 neben vielfältigen Ereignissen der lokalen Gegend auch die zeitlich begleitende Landes- und Weltgeschichte auf. Die beiden Original-Bände umfassen jeweils 850 Blatt. Auf den 1900 Seiten sind neben der Chronologie
zahlreiche Listen über Einnahmen der Kirchen, Pestopfer, Hausnamen, Beschreibungen der Entstehung des Pflegegerichts Kling, Urkunden wie das Urbarium von 1280 (die Auflistung der Besitzrechte der Grundherrschaft), zahlreiche Stiftungsurkunden, sowie die Aufzählung der Baumburger Archidiakone, des Klinger Pflegschaftspersonal, der kirchlichen Vertreter und Berichte von Salzburger Erzbischöfen, und Landrichter aufgeführt. Richard Hellmeier vermittelte begleitet von einer reichbebilderten Präsentation interessante Auszüge daraus. Durch seinen Vortrag gab er Einblicke über die Person Veichtmayrs und die aufgeführte parallel verlaufende Ortsgeschichte, Regional- und Weltgeschichte. Unterhaltsam waren dabei Berichte über Tausch oder Erwerb von Gütern, Stiftungen von Jahrtags-Messen, Bruderschaften oder Gotteshäusern. Ein Sittengemälde der jeweiligen Jahrhunderte zeichnen die kirchlichen Visitationen. Veichtmayr berichtet auch über Mord und Totschlag in der Region, auffällige Natur- und Wetterphänomene, wie z.B. Heuschreckeneinfall, Klimakatastrophen hervor gerufen durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Damit dieser überreiche kulturelle und historische Schatz auch einem breiten Publikum zur Verfügung steht, hat der Heimatverein die chronologischen Aufzeichnungen aus den Veichtmayr-Bänden in heute lesbare Form übertragen lassen und in zwei handlichen Bänden veröffentlicht. Möglich wurde diese durch die fotografische Erfassung aller handschriftlichen Seiten durch Richard Hellmeier, die Übertragung der Texte durch Ortsheimatpfleger Reinhold Schuhbeck, Heimatforscher Meinrad Schroll und Kathi Pichler. Finanzielle Unterstützung erfolgte durch einen namhaften Zuschuss aus Leader-Mitteln und durch die Gemeinde Schnaitsee. Passend zum „1100-Jahr-Jubiläum“ der Gemeinde Schnaitsee können nun diese Bücher käuflich beim Heimatverein und in der Gemeindeverwaltung erworben werden. Maßgeblichen Anteil am Erfolg des Vortragsabends hatten die sieben jungen Damen der „Herbstblattl-Musi“, die durch ihre Musik das Publikum unterhielten. Im Vorspann und während der Pause wurden Luftbilder und ein Drohnen-Video der Schnaitseer Gefilde gezeigt, die Joscha Foth angefertigt hatte.
Bericht und Fotos von Richard Hellmeier